Umbanda Rio 1971 - eine Reportage

18. April 2020, Dorothea Kurteu mit Kommentaren von Iya Habiba und Julia Schneider

Mit Erstaunen, Freude und großem Interesse habe ich vor einiger Zeit diesen Kurzfilm entdeckt. Eine 20 minütige Reportage über die Umbanda in Rio de Janeiro in den frühen 1970er Jahren, produziert für ein Publikum in Deutschland, vermutlich für das Fernsehen.

Der niederländische Film-Sammler Michael Rogge hat ihn auf seine YouTube Seite gestellt. Im Kommentar merkt er an, dass er leider die Sprache nicht versteht und auch die Umbanda ist ihm offensichtlich unbekannt. Wir wollten natürlich mehr über den Entstehungskontext des Films wissen, denn natürlich ist auch das ein Teil der Geschichte. Mittlerweile gibt es interessante Hinweise, denen wir nachgehen ... stay tuned ;)

In jedem Fall ist so ein Filmdokument ein kleiner Schatz, der es uns ermöglicht, einen rituellen und sozialhistorischen Blick auf die Umbanda Brasiliens in den frühen 1970er Jahren werfen zu können. - Wobei damals wie heute gilt: es gibt nicht die eine Umbanda.
 


Hier eine kleine Auswahl von Gedanken, die dieser Film bei uns in Umlauf gebracht hat und eine Sammlung von Kommentaren aus Brasilien. Schreib uns gerne, was dich bewegt, so können wir diese Liste noch ergänzen :-)
 

Iya Habiba schreibt:
Liebe Doro, herzlichen Dank einmal mehr für deine „Spürnase“ archivische Schätze!
Während ich hier mit einem ganz schwachen Internet den Film in kleinen Portionen geniessen kann (ca. 2 Minuten Lauf, 45 Sek Ladepause;-)), bleibt mir genug Zeit zum Mitfühlen, Mitassozieren, Mittanzen:-)

Was mich zuerst bewegt ist die unverschämte Aktualität des Beitrags: die sozial-politsche Situation von Rio – und Rio ist nur ein Beispiel für unsere Weltenorganisation – hat sich in den letzten 50 Jahren nicht verändert. Im Gegenteil. Die Haushälterinnen, die in Favelas wohnen, die ferngesteuerten Taxifahrer, die tüchtigen Steuerberater, die jungen ITler … sie alle gibt es noch, in mehr oder weniger denselben Bezügen. Und auch die Umbanda-Templos oft geführt von Ärzten und Psychologinnen (;-)) gibt es noch, auch wenn sie jetzt geschlossen sind.
Beeindruckend aktuell auch die (damals im Zeitenklang der „68-Jahre“) von samtiger Stimme klug moderierten Fragen zu Isolation, Ungerechtigkeit, Individuum und Gemeinschaft, Seelenheil und öffentlicher Verantwortung! Hier sind wir auch heute, noch viel krasser.

Und wenn erste Corona-Meldungen aus den Favelas kommen, die Statistiken aus den USA zeigen, dass auffällig viele Schwarze unter den Covid-Opfern sind (https://www.nzz.ch/international/auffaellig-viele-schwarze-unter-den-covid-19-opfern-in-den-usa-ld.1550821) und es gar nicht auszumalen ist, was Covid19 für weite Teile Indiens bedeutet, dann thematisiert sich Verantwortung verdammt vielschichtig.

Helfen die Orixás und die Entitäten in stundenlanger Trance, mit Umarmungen, Abladungen und Beratungen dabei, das Leben Einzelner zu verbessern, vielleicht zu retten? Und oder stabilisieren sie damit auch verheerende Bedingungen? Und wenn wir jetzt verantwortungsvoll zu Hause bleiben, wen schützen und was stützen wir gleichzeitig damit?

Auf ganz anderer Ebene: Was sich wirklich verändert hat, hier wie dort: keine Gira de Umbanda hat einen Aufbau von 4 und mehr Stunden, ehe die ersten Inkorporationen stattfinden: So viel Zeit und so viel Energie haben wir nicht!
Ich könnte noch vieles sagen, aber für jetzt lass ich es mal gut sein, axé, Iyaya

 

Julia Schneider schreibt:
Liebe Dorothea, danke für deinen neuen post. Die Frage, ob religiöse Praxis bestehende (politische) Strukuren stabilisiert, wie es ja auch Iya Habiba in ihrem post zu bedenken gab, finde ich sehr interessant. Als erstes fällt mir dazu ein, dass wohl transzendent ausgerichtete Religionen „es sich eher leisten können“ unpolitisch zu sein, weil das Heil ja mit dem Tode sowieso kommt. Wie unsere Giras da einzuordnen sind habe ich mir noch nie direkt überlegt, aber erstmal kommt es mir so vor als würden die Entitäten – wie subversiv – das ihre tun, abseits von unserem Mainstream des Messbaren, Kognitiven und Technisiertem. Und, dass folgte man diesem immer weiter sich schon neue Strukturen daraus bilden könnten.
 

Dorothea Kurteu schreibt zurück:
liebe julia, finde ich schön, deine beschreibung der entitäten „- wie subversiv -“ und wie wir da mit ihnen lernen könnten „folgte man diesem“.
politisch ist ja ein heikles wort, weil jede*r etwas anderes damit verbindet. einerseits ist es die politik „von oben“, die staatsmacht, die regelt, anderseits ein egalitär politisches, oder ein demokratisches gemeinwesen mit einer aktiven zivilgesellschaft oder wie immer man das nennt.
religionen (die „großen“ und durchaus auch manche candomblé oder umbanda häuser) sind ja oft sehr politisch in ersterem sinn, weils da um macht geht. aber die religiösen (und freilich auch die nicht-religiösen), die menschen? wie begreifen die sich? welchen werten folgen sie? oder in unserem fall auch, mit welchen nicht-menschlichen gefährt*innen sind sie im gespräch? und welche wirkkraft und handlungsmöglichkeiten gibt ihnen das dann? überhaupt eine?
ich füchte ja, diesen fragen werden wir uns ganz bald stellen müssen. oder vielleicht hoffe ich es ;)
was mache ich zb als filha de santo, wenn ich vielleicht bis ende dieses jahres die landesgrenze – die jetzt ja betont eine nationengrenze ist – zur schweiz oder nach deutschland nicht überschreiten darf?!

 

Comentários no facebook: https://www.facebook.com/sabedoriadeumbandaoficial/ (publicado: 11.03.2020)
Tudo muito simples,sem adornos,maquiagem pesada,roupas exageradas,sem luxo,sem riqueza mas com muita verdade como era no tempo da minha saudosa avo,umbanda e isso gira de pe no chao batido,guias feitas de sementes,roupas simples mas muito amor,fe e respeito pelos orixas.Pena que muito disso se perdeu nos dias de hoje.

Vontade de chorar só de ver...tempo bom de verdade e respeito ... como eu gostaria de ter vivido num tempo desses


Isso sim era a umbanda .hoje em dia só querem saber de vestuário de luxo bebidas finas charuto sabor chocolate .antigamente não se via o que vemos hoje em dia muito mestificando estar incorporado. Hoje nossa umbanda sagrada só vem de mal.a pior sendo difamado por isto.

Nessa época também as energias tratadas eram densas, as entidades trabalhavam contra altas magias, coisas que no tempo de hoje ja foram derrubadas, energias que hoje em dia estão muito menos densas. Isso justifica os trabalhos de hoje serem mais tranquilos, estamos lidando com energias menos densas e mais esclarecidas graças a esses fortes trabalhos que foram feitos no passado ❤❤

meus país eram de terreiro de umbanda de 1970. Essa época com uma vela resolvia qualquer problemas.Nao cobrava quando as pessoas procurava resolver seus problemas trabalhavam com caridade.E não tinha luxo.Essas umbandas dessa época não acredito em nenhuma.Os país de Santo e as mães de Santo que trabalhavam de verdade com amor e caridade já estão no céu.

totalmente diferente de hoje em dia, q tudo q faz tem que paga e miutas coisas que falam nem é vdd vi muito axé e força dos órixais umilte firmesa ! Lindo época dá minha avó q realmente as pessoas trabalha com Santo de verdade e fazia caridade sem Cobra.

Ainda existem umbandas assim. Agora as misturadas são diferentes . Cuidado com o que chamam de umbanda.

Dá até gosto de ver! Casa transbordando axé! Sem fantasias de carnaval e ostentação como é hoje em dia não em todas, mas em muitas casas ditas Umbanda! Alguém sabe se essa casa ainda é aberta nos dias de hoje? Se sim, onde se localiza?

Me emocionei! Umbanda pé no chão!
 




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